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Kurzinterview mit Andreas Nordheim

Andreas Nordheim ist Musiker und Musikpädagoge. Seit gut 20 Jahren betätigt er sich freiberuflich für die unterschiedlichsten Auftraggeber als Dozent und Berater in musikpädagogischen Kontexten. Nordheim betreibt nicht nur Erwachsenenbildung, sondern arbeitet auch intensiv mit Kindern.

  • Goll: Andreas, Du bist kein Unbekannter für die Kreativitätspädagogen unserer Schule. Vor etwa zehn Jahren hast Du schon einmal Trommel- und Percussionworkshops in verschiedenen Klassenstufen durchgeführt. Wie gehst Du konkret heran, wenn Du eine Gruppe von Schülern berätst und was ist Dir diesmal besonders aufgefallen?
  • Nordheim: Alle Klassen waren bereits vorbereitet und haben zunächst etwas angeboten. Bezogen auf die musikalische Ideenfindung, beobachte ich, was die Kinder tun, greife es auf und verstärke es. Ich schaue, was die Kinder oft unbewusst spielen. Und ich achte darauf, dass zwei Dinge eintreten: Lockerheit und Konzentration. Beides gilt es zu vereinen. Diese Balance in beide Richtungen ist sehr wichtig.
  • Goll: Die Neugier schafft Konzentration. Wie erreicht man denn aber die von Dir angesprochene und für das Musizieren so wichtige Lockerheit?
  • Nordheim: Fast immer ist es die Angst, Fehler zu machen, die die Lockerheit einschränkt. Doch wenn wir wirklich spielen, uns für den Moment begeistern, verlieren wir diese Angst. Ideal wäre, wenn sich dann ein Zustand der Freude und Lockerheit, vielleicht sogar der Verbundenheit einstellt.
  • Goll: Eine wunderbare Vorstellung! Das hört sich ja phantastisch an. Nur wie verträgt sich das mit dem allseits bekannten Lampenfieber?
  • Nordheim: Lampenfieber ist ein Zeichen, dass uns etwas wichtig ist, wenn wir wollen, dass es gut wird. Das mobilisiert unsere Kräfte und macht uns stark. Aber oft schlägt Lampenfieber in Prüfungsangst um und das lähmt uns. Ich glaube, dies ist die erlernte Einstellung: "Ich bin nicht gut." Ich plädiere dafür, diesen Zustand zu verändern. Die Gesellschaft braucht Pädagogen, die von Kindern mehr erwarten, als die sich selbst zutrauen. Leider sind es gerade Pädagogen und pädagogische Institutionen, die ständig Prüfungsangst erzeugen und verstärken. Dahinter steckt vielleicht auch der Irrtum, dass Lockerheit und Konzentration Gegensätze seien, nach dem Prinzip: "Entweder - oder". Ich versuche, beides zu verbinden. Es ist für mich angenehm, Menschen zu beobachten, die sich Mühe geben und gleichzeitig dabei wohlfühlen.
  • Goll: Welche Unterschiede stellst Du zwischen der musikalischen Arbeit mit Kindern und der mit Erwachsenen fest?
  • Nordheim: Erwachsene sind viel eher Perfektionisten als Kinder. Gut, sie haben mehr Erfahrung, doch oft auch negative. So meinen manche, sie seien unmusikalisch. Das wurde ihnen schon als Kind eingeredet. Und dieses Vorurteil ist so stark ausgeprägt, dass sie denken: "Ich bekomme das nicht hin!" Kinder haben dieses Vorurteil noch nicht so stark ausgeprägt, was ein großer Vorteil ist. Es gibt ihnen die Möglichkeit, sich leichter zu entwickeln. In der Erwachsenenbildung muss man diesen Prozess immer erst thematisieren. Bei Kindern braucht man es nicht zu tun. Dort können wir sofort spielen.
  • Goll: Stichwort Klischees in der Musik …
  • Nordheim: Es ist wichtig, seine eigenen Klischees zu hinterfragen, sie sich bewusst zu machen, und sie gelegentlich auch in Frage zu stellen. Das Gefühl, Vorgaben erfüllen zu müssen oder sogar zu wollen, kann Stress erzeugen. Stress behindert die Kreativität. Er ist ein Kreativitätskiller.
  • Goll: Du sagst, wir sind alle musikalisch, zumindest mehr oder weniger. Wir können alle Musik erschaffen, wenn wir uns nur trauen. Viele würden es trotzdem nie tun. Woran liegt das?
  • Nordheim: Ich finde es sehr günstig für die menschliche Entwicklung, wenn man die eigenen Ideen lieben lernt. Das fällt manchen Menschen sehr schwer. Wir verlangen von allen Kindern, dass sie einen Aufsatz schreiben, ein Bild malen. Wir verlangen nicht, dass sie komponieren. Viele denken: Das müssen Experten machen. Davon müssen wir weg, hin zur Vorstellung, Musizieren als menschliches Ausdrucksmittel zu verstehen. Es geht eben nicht nur darum, wie ein Funktionär (ein Beauftragter) zu lernen, wie Musik angeblich geht. Wir müssen sagen: "Ich kann Musik!" Mit Musik kann sich ein Mensch entwickeln, weiterentwickeln.
  • Goll: Welche Musik ist für Dich schön?
  • Nordheim: Musik, die mich überrascht. Das sind teilweise Sachen, die ich schon jahrelang kenne und dann beim Spielen oder Hören neu entdecke. Musik von Franco Donatoni, Witold Lutoslawski, Morton Feldman, John Cage, Johann Sebastian Bach, Olivier Messiaen ... Und ich habe Lust, mit anderen Menschen gemeinsam Musik zu erfinden – zu improvisieren.
  • Goll: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.
  • Nordheim: Sehr gern!

 

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