Wer das Leben mit seinen Wundern erfahren und begreifen will muss sich in Geduld, Konzentration und Fürsorge üben. Und manchmal ist es ein winziger Moment in dem die Welt beinahe innehält, um von uns aufgenommen und für immer vor dem inneren Auge festgehalten zu werden.

Zu diesen Momenten zählt zweifelsfrei auch jener, in dem ein Flügelschlag die Faszination des Glücks über etwas Erreichtes und die Traurigkeit des Loslassen-Müssens und letztlich Loslassen-Wollens vereint.

Im Frühsommer erhielten die Kinder unserer Jüngsten und Mittleren Gruppen geheimnisvolle Pakete. Was nur konnte darin sein? Die Kinder staunten nicht schlecht, als beim Auspacken ein feinmaschiger Kescher zum Vorschein kam. Zudem befand sich in jedem Paket eine geheimnisvolle Dose. Das Staunen war groß, als die Kinder hinter das Dosengeheimnis kamen. Zwei Wochen lang wohnten nun zehn kleine Raupen in jedem Gruppenraum. In ihrer Dose hatten sie genug Futter und fühlten sich wohl. Jeden Tag konnten wir unsere Raupen bei ihrem Tagesgeschäft beobachten. Sie fraßen und fraßen. Doch eines Tages fingen sie an, sich einzuspinnen. Es entstand ein Kokon.

Nun mussten wir warten und warten. Was würde passieren? Kämen sie aus ihren Kokons? Langsam wurden wir etwas ungeduldig, doch dann passierte etwas Wunderschönes: Die Kokons bewegten sich und wir konnten sehen wie sich die kleinen Schmetterlinge herausknabberten.

Kleine Distelfalter flatterten nun herum. Mit Obst und Zuckerwasser fütterten wir sie noch zwei Tage, dass sie viel Kraft für ihren Flug in die Freiheit bekämen. Denn Schmetterlinge brauchen viel Raum zum Fliegen. Und dann kam dieser beschriebene magische Moment! Lebt wohl, ihr kleinen Freunde!

(Ute Haase, Helge Hartwig)