Am 25.04.2024 besuchte der ehemalige Zwangsarbeiter und KZ-Häftling Andrei Iwanowitsch Moiseenko das BIP Kreativitätsgymnasium Leipzig, genauer: den Unterricht der Klassestufe 11.
"Verändert die Welt!" - das ist der letzte Satz, den Andrei Iwanowitsch Moiseenko den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg gibt. In der Dokumentation "Ja, Andrei Iwanowitsch", die wir zur Vorbereitung auf seinen Besuch gesehen haben, erzählt Andrei die Geschichte seines Lebens. Andrei wuchs in einem kleinen Dorf in der Ukraine auf. Er berichtet über seine Eltern, die verstarben, als er noch jung war und plötzlich die Verantwortung über seine Geschwister tragen musste. Auf der Suche nach Essen geriet er in die Fänge der Deutschen und wurde in die HASAG- Werke nach Leipzig zur Zwangsarbeit verschleppt. Warum er schließlich in das Konzentrationslager Buchenwald kam, weiß er bis heute nicht. Andrei berichtet mit einer unglaublichen Lebendigkeit, die man von einem 98-Jährigen kaum erwarten würde. Immer wieder muss Hannes Farlock, sein Freund, Dolmetscher und Filmregisseur, ihn in seinem Redefluss stoppen, damit er überhaupt mit dem Übersetzen hinterherkommt. Besonders in Erinnerung bleiben Sätze wie: "Ich hatte Glück, bevor ich nach Buchenwald gekommen bin, und ich hatte Glück in Buchenwald. Mein Schutzengel beschützt mich noch heute." Oder: "Jedes Leben ist kostbar und wir sind alle gleich." Andrei ist es ein wichtiges Anliegen, mit jungen Leuten über die NS-Vergangenheit zu sprechen. Er will erzählen und wachrütteln, um zu verhindern, dass so etwas wieder passiert. Lange Zeit war es ihm unmöglich, darüber zu sprechen, was ihm widerfahren ist. Ein ausschlaggebender Moment war, als die Bundesrepublik Deutschland sich Ende der 1990er Jahre für die Verbrechen der NS-Vergangenheit bei den Opfern entschuldigte und ehemaligen Zwangsarbeitern und Häftlingen Entschädigungen zahlte. In der Dokumentation erfuhren wir bereits viel über sein Leben und vor allem auch über seine langen Reisen, von Belarus, wo er seit Kriegsende lebt, zu den Gedenkfeiern in Buchenwald. Moiseenko berichtet, dass immer weniger Überlebende zu den Feierlichkeiten kommen können. Er selbst ist der letzte von 500 Überlebenden in Belarus. Der 98-Jährige hat in seinem Leben Schlimmstes erfahren und auch in jüngster Zeit den Verlust geliebter Menschen verarbeiten müssen; er verlor seine Frau, seinen Sohn, Freunde und Nachbarn, aber er ist dankbar für alles, was noch da ist und was ihm hilft zu leben. Andrei Iwanowitsch Moiseenko ist eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten, die das BIP Kreativitätsgymnasium je besucht haben, und es war traurig und schön zugleich, ihm zuzuhören, wie er von seinem Schicksal berichtet. Es liegt in der Hand unserer Generation, eine Gesellschaft zu erschaffen, in der wir verantwortungsvoll handeln, uns gegenseitig keinen Schaden zufügen und Respekt voreinander haben und auf diese Weise Andrei Iwanowitsch Moiseenkos Apell folgen: "Verändert die Welt!"
(Lilian Zaspel, Leistungskurs Geschichte 11)