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Texte gegen "Vor-Verurteilen"

Am 10. Mai 2011 wurden am Amtsgericht Leipzig zum nunmehr sechsten Male die Preisträger des Literarischen Wettbewerbs geehrt.

Thema des diesjährigen Wettbewerbs war "Vor-Verurteilen". Der erste Preis in der Klassenstufe 9/10 ging in diesem Jahr an Valeska Mey (BIP Kreativitätsgymnasium Leipzig). Die Siegerin darf sich nicht nur über einen Co-Piloten-Gutschein mit Pole-Position-Brunch bei der Porsche Leipzig GmbH, sondern auch über ein 14-tägiges Betriebspraktikum in der Jugendredaktion der Leipziger Volkszeitung freuen. Zweite Preise erkämpften Lisa Weber (Klassenstufe 5/6) und Andre Pohlenz (Klassenstufe 7/8). Allen drei Preisträgern des BIP Kreativitätsgymnasiums herzlichen Glückwunsch! Die Siegerbeiträge wurden in einer vom Amtsgericht Leipzig herausgegebenen Broschüre veröffentlicht. In dieser Broschüre finden sich neben den Siegerbeiträgen sieben weitere Texte von Schülerinnen und Schülern des BIP-Kreativitätsgymnasiums. So haben Sophia-Marie Matz, Caroline Krija, Tim Retzlaff, Luca Tischer, Anika Zaddach, Anja Becher und Nathalie Reitmajer zwar leider keinen Preis gewonnen, ihre Wettbewerbstexte wurden aber dennoch mit dem Prädikat "besonders lesenswert" gewürdigt. In der Leipziger Volkszeitung vom 11. Mai 2011 wurde ausführlich über das Ereignis berichtet.

Ein Außenstehender

Valeska Mey, Kl. 10

Die alte Frau beschloss, eine Runde spazieren zu gehen. Das Wetter war sommerlich - etwas seltsam für Mitte Januar - aber sie nahm es hin. Sie schloss ihre Wohnungstür ab und warf sich zur Kontrolle mit aller Kraft dagegen. Sie setzte sich auf die Parkbank, auf der sie immer saß und öffnete den Schnallenverschluss ihrer abgenutzten Handtasche. War das eine Brotbüchse, die sie im Begriff war herauszuholen? Der schwarz gekleidete Jugendliche lief nervös den Fußweg entlang. Er fingerte unentwegt in seinen tiefen Manteltaschen herum, als suche er etwas. Oder als würde er ständig etwas berühren, das ihn nervös machte. Er lief mit gesenktem Kopf, der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Vielleicht, weil es an diesem Januartag so außergewöhnlich warm war. Vielleicht aber auch, weil er Angst hatte, entdeckt zu werden. Die Parkbank, auf die er zusteuerte, befand sich direkt gegenüber einer Mittelschule. Hatte er etwa vor, Amok zu laufen!? Schrecklich, dass diese ganzen alten Leute immer die Straßen verschmutzen, indem sie Tauben füttern! Diese Viecher sind so überflüssig - sie sind hässlich und verbreiten Krankheiten. Was soll das also!? - WARUM!? Die alte Frau öffnete ihre Brotbüchse behutsam auf ihrem Schoß und entnahm ihre Lesebrille, bevor sie das Sudoku-Heftchen aufschlug und begann, an ihrem Bleistift zu kauen. Das ist doch typisch, dass alle Jugendlichen, sobald es mal nicht so läuft, gleich zur Waffe greifen! Warum muss man denn Amok laufen, wenn die Freundin mal keine Zeit hat? Oder die Mutter einen neuen Freund hat? Oder das Meerschweinchen stirbt - so was passiert doch täglich! Klar, das sieht man ihm aber auch schon an. Kräftig gebaut, schwarze Kleidung, zusammengewachsene Augenbrauen, das musste ja so kommen, dass der Junge irgendwann zum Amokläufer wird. Bestimmt hat er nicht mal ein intaktes Familienleben. Vielleicht ist er schon seit der frühkindlichen Phase auf sich allein gestellt, weil die Eltern keine Zeit für ihn haben, alkoholabhängig oder einfach selbst noch Kinder sind? Es ist schrecklich, wie es in dieser Gesellschaft zugeht! Und selbst deshalb muss man doch nicht gleich Amok laufen! Herrgott, wo soll das noch hinführen, wenn jeder zweite Jugendliche schon um sich ballert? Erst stehen sie in der Straßenbahn nicht für ältere Herrschaften auf, und dann so was - So ist das heutzutage! Früher war es eben noch besser! Der Jugendliche ließ sich schwer atmend neben die alte Frau fallen. Er keuchte nahezu. Als er sich an die Armlehne der Parkbank klammerte und seinen Manteltascheninhalt auf den Boden regnen ließ, sah man, dass der Schweiß ihm bereits vom Haar tropfte. Die alte Frau schaute auf, kramte in ihrer Tasche und reichte ihm souverän ein Asthmaspray. Der Jugendliche bedankte sich höflich, schloss die Augen und kurierte seinen Anfall. Nachdem er sich beruhigt hatte, verabschiedete er sich von der alten Frau und setzte seinen Weg zum Standardtanzkurs fort.

Alle sind gleich

Lisa Weber, Kl. 6a

Rülpsen, schmatzen, pupsen, spein,
Fußballspiel und Prügelein,
Machosprüche, fertigmachen
Männer machen solche Sachen!

Make-up, Lipgloss, Stöckelschuh,
Mädelsabend, Kleid dazu,
Puder, Bürste, Nagellack,
Frauen lieben Schnick und Schnack.

Doch schaut sie an
Frau und Mann
Ist an den Dingen etwas dran?
Frau und Mann
Schaut sie an
An solchen Dingen ist gar nichts dran!

Die kaputte Kirche

André Pohlenz

Bumm!!! Alle drehen sich erschrocken in Richtung Süden zum Marktplatz. Sie sahen die Hauptstraße hinunter. Flammen schlugen in die Luft und dicke Rauchschwaden zogen am Himmel hinauf. Für einen kurzen Moment stockte der Trubel im ägyptischen Verkehr. Doch die Menschen beobachteten es kaum noch, und die Rauchwolke war aufgrund der Abgase nicht mehr erkennbar. Nur einer starrte weiter nach Süden. Langsam bewegten sich seine Füße zum Marktplatz. Er wollte wisse, was los ist. Er wurde schneller und rannte und kam außer Atem am Platz an. Die große Kirche stand in Flammen. Die große, schöne Kirche. Die, die ihm schon am ersten Tag so gefallen hatte. Er nahm das Gewusel der Feuerwehr nicht wahr. Die schöne Kirche.

"Was war hier los?", fragte er in der Landessprache einen Passanten. "Ein Anschlag."

"Wieso?"

"Einige mögen die Kopten nicht. Ich auch nicht. Scheiß auf diese Kirche!"

"Aber wieso magst du sie nicht?"

"Sie glauben anders. Falsch."

"Woher weißt du das? Hast du schon mal einen Kopten kennengelernt?"

Doch der Passant erwiderte nichts. Er ging weiter. Und der junge Mann sah noch eine ganze Weile traurig auf die Kirche. Die schöne Kirche. Die kaputte Kirche.

 

 

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