Auch im Schuljahr 2012/213 schrieb das Amtsgericht Leipzig einen literarischen Wettbewerb aus, den achten in Folge. Schülerinnen und Schüler aller Leipziger Mittelschulen und Gymnasien waren aufgerufen, sich Gedanken zum Thema "Gerechte Strafe" zu machen. Unter den insgesamt 194 Beiträgen waren auch 22 beachtenswerte Beiträge von Schülerinnen und Schülern des BIP Kreativitätsgymnasiums.
Elf dieser Beiträge wurden in der vom Amtsgericht Leipzig herausgegebenen Broschüre veröffentlicht, darunter die Texte von Alina Dittert, Nadja Deckwerth, Raphaela Frind (Klasse 5a), Natalie Nass, Heike Tümmel (Klasse 6a), Felix Bernhard, Johanna Kraft und Eva Schubert (Klasse 6b). In der Klassenstufe 7/8 wurde Luisa Heldt (Klasse 8b) für ihr Gedicht "Gerechte Strafe" der dritte Preis zuerkannt. Maria Bong (Klasse 10b) erhielt in der Klassenstufe 9/10 für ihren Text "Was ist eine gerechte Strafe" den zweiten Preis. Beiden jungen Autorinnen unsere herzlichsten Glückwünsche.
Fynn Malou Meinert
Der Trinker
Er hatte eine Frau, ein Haus und einen guten Job. Ich kannte ihn aus meiner Straße. Er war immer nett zu mir. Abends trank er höchstens ein halbes Glas Bier. Doch in letzter Zeit lief die Firma schlechter. Der Mann merkte: wenn er trank, tat ihm der Alkohol gut. Nach kurzer Zeit wurde er abhängig. Das Geschäft war ihm egal. Es wurde alles nur noch schlimmer. Er ging jetzt täglich in eine Kneipe zu Freunden, die er nicht kannte, und trank zwei bis drei Flaschen Whiskey. Er wollte nur schnell nach Hause, mit dem Auto. Aber da war dieser Radfahrer. Er wurde angeklagt. Er meinte: "Ich kann nichts dafür, ich wollte das gar nicht!" Das las ich in der Zeitung. Er kam ins Gefängnis. Für drei Jahre. Nach zwei Jahren beging er Selbstmord. Wieso? Weshalb? Gerechte Strafe? Der Alkohol?
Mareike Witzig
Warum Strafe
Warum Strafe?
Weil man sonst weitermacht.
Ladeneinbruch, Diebstahl. Es geht nur ums Geld.
Warum Strafe?
Kindesmissbrauch. Warum?
Warum Strafe?
Weil man sonst weitermacht.
Welche Strafe ist gerecht?
Todesstrafe oder Folter.
Das müsste überall verboten sein.
Welche Strafe ist gerecht?
Ins Gefängnis für kurze Zeit.
Ins Gefängnis lebenslang.
Es kommt ganz auf die Straftat an.
Welche Strafe ist gerecht?
Die, die am besten hilft,
dass keiner weitermacht.
Nathalie Ullrich
Strafe
Strafe für alle
Strafe für alle gleich
Strafe?
Todesstrafe
Todesstrafe - warum
Todesstrafe - warum denn bloß
Todesstrafe?
Folter
Folter - wo
Folter - wo gibt's das
Folter?
Ohne Strafe
Ohne Strafe, Todesstrafe
Ohne Strafe, Todesstrafe, Folter
Frei!
Paula Nowak
Gerechte Strafe
Wann ist eine Strafe gerecht?
Denn Todesstrafe oder Folter, ist das fair?
Warum gibt es Strafen?
Wann ist eine Strafe gerecht?
Sollen alle die gleiche Strafe bekommen?
Ist eine gerechte Strafe immer gerecht?
Wann ist eine Strafe gerecht?
Denn Todesstrafe oder Folter, ist das fair?
Emelie Marie Nebel
Gerechte Strafe?
Und der Angeklagte wurde hereingeführt. Es war Alex. Er war kräftig und groß. Doch die Tat, die ihm vorgeworfen wurde, war größer. Er sollte seine Freundin Jane umgebracht haben, weil sie fremd ging. Der Richter stand schon und er begann das Verfahren. An Alex ging alles vorbei. Er wusste, was passieren würde. Er war in den USA, da war so etwas üblich. Sein Verteidiger versuchte ihn herauszureden. Doch so, wie es aussah, fiel das Urteil in wenigen Minuten. Ich werde sterben. Und dann auch noch so ungerecht. Ich war es ja nicht einmal.
Das Verfahren neigte sich zum Ende. Nach der Uhr war es 10:50 Uhr. Das Urteil fiel 11.00 Uhr, also noch 10 Minuten. Alex sah schon vor sich, wie der Hammer fiel, wie das Urteil fiel ... Dann sagte der Richter: "Also ... ich fasse zusammen: Alex Krumin wird beschuldigt, seine Freundin Jane Lambret umgebracht zu haben. Sein Verteidiger meint, dass es der Exfreund von Jane gewesen sei. Es gibt Beweise für und gegen Alex." Für Alex war alles schon klar. Es war aus mit ihm, für immer. "Das Urteil ist klar", sagte der Richter, nachdem er sich mit den anderen beraten hatte. "Alex wird zur Höchststrafe, der Todesstrafe, verurteilt." Alex begann zu weinen. "Um acht Uhr wird Alex hingerichtet", sagte der Richter. Um neun Uhr trauerten immer noch alle um das Unglück. Und man fragte sich: War das die gerechte Strafe?
Laura Bussewitz
Was ist eine gerechte Strafe?
Er ging die Straße entlang und sah sich um. Der Mann fragte sich: "Was ist eine gerechte Strafe?" Da antwortete ihm aus dem Hintergrund eine Stimme: "Es gibt nur eine gerechte Strafe." "Wer bist du?", fragte der Mann erschrocken und fügte hinzu: "Was ist diese gerechte Strafe?" "Finde es selbst heraus. Ich nenne dir ein Beispiel: Wenn ein Mann einen Diebstahl begeht, denkt er, er braucht dieses Geld, zum Beispiel für Drogen ...", flüsterte die unheimliche Stimme. Da stimmte der Mann ihr zu: "Stimmt, und wenn ich jemanden beleidige, so denke ich, ich bin im Recht, weil wir uns streiten. Und dabei begehe ich eine Straftat ..." "Richtig, du bemerkst es aber in diesem Moment nicht", unterbrach ihn die unbekannte Stimme. "Du denkst, du machst es richtig, begehst aber eine Straftat." "Ja, stimmt, aber ich hätte ein sehr schlechtes Gewissen." sprach daraufhin der Mann. "Jetzt rate einmal, wer ich bin." entgegnete ihm die Stimme. "Bist du mein Gewissen?", fragte der Mann ungläubig. "Ja, ich bin dein Gewissen. Denn eine größere und gerechtere Strafe gibt es nicht."
Felix Bernhard
Gerechte Strafe
"Paul, kannst du mir mal bitte den Zeitkatalysator geben?", fragte meine große Schwester Charlie. Meine Schwester Charlie ist 13, manchmal benimmt sie sich aber wirklich wie ein Kind. Ich bin da ja ganz anders. Ich bin zwar erst 10, meine Eltern sagen aber, wenn wir Besuch haben, wie erwachsen ich doch bin. Zu Charlie sagen sie immer, dass sie noch ganz die Alte ist, also um einiges jünger. Wir haben jeder ein Haustier. Ich eine Katze, die sprechen kann, Charlie einen wassersuchenden Papagei. Wir wissen, wie man durch die Zeit reist. Wir waren schon überall in der Zeitgeschichte, aber diese Reise soll eine besondere werden: sie geht ins dunkle Mittelalter! Wie dem auch sei, die Zeitmaschine ist bereits fertig, sie muss nur noch Energie bekommen und dann sind wir weg. "Wow!" Das war mein einziger Kommentar, als ich aus der Maschine trat. Vor uns lag ein tiefes Tal und auf der Bergkette, die das Tal säumte, waren mehrere Burgen gebaut worden, welche sich schwarz vom Himmel abhoben.
Wir liefen zur nächsten Burg und uns blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Was wir sahen, war einfach nur grausam. Auf einem großen Platz lag ein riesiger Stapel Holz und in der Mitte ragte ein Pfahl heraus. An diesen Pfahl wurde in diesem Moment eine alte Frau gekettet. Vor Grauen schlossen wir die Augen, aber die schrecklichen Laute drangen trotzdem in unser Ohr. Wir wandten uns ab und rannten den Weg, den wir gekommen waren, zurück. "Puh, ich bin so froh, dass wir weg ..." "Achtung, ich habe gerade einen Schatten gesehen!" Meine Schwester klang geschockt. Ich versuchte sie zu beruhigen: "Ach was, das hast du dir bestimmt nur eingebildet." Oh nein, da lag ich ganz falsch. Im nächsten Moment war die Bergkuppe erfüllt von wildem Geschrei, das aus den Mündern einer Gruppe von Banditen drang. Und schon wieder mussten wir die Augen schließen. Werden wir jetzt sterben? Nehmen sie uns als Geiseln...weiter kam ich nicht, denn plötzlich regnete es Pfeile auf die Banditen herab. Einige Banditen waren sofort tot, andere waren gerade dabei, ihr Leben auszuhauchen, aber die meisten hielten sich Arme und Beine. Dann sahen wir unsere Retter: Es war die königliche Leibgarde. Sie empfingen uns mit den Worten: "Ihr habt sehr viel Glück gehabt, dass die Banditen euch nicht gefangen haben. Sie sind nämlich immer noch wütend, dass wir unlängst ihren Hauptmann gefangen und gefoltert haben." "Wir danken euch vielmals. Aber ich hätte noch eine Frage: Dürfen wir mitkommen und zusehen, was mit den Banditen geschieht?" Das waren Charlies Worte. "Aber gern!", sagte der Hauptmann. Knappe zehn Minuten später führte uns der Folterknecht durch die Folterkammer der Burg. Was wir sahen, war wirklich grauenvoll. Im ganzen Raum stapelten sich Foltergeräte: an der einen Seite des Raumes standen mehrere Streckbänke, welche zur Zeit alle in Benutzung waren. Auf der ersten lag ein Bandit, das vermuteten wir zumindest, da das Gesicht vor Schmerz bis zur Unkenntlichkeit verzerrt war. Daneben standen noch weitere Folterinstrumente. Ich fragte den Folterknecht "Ist das wirklich eine gerechte Strafe?" "Natürlich ist das gerecht, die Banditen haben schließlich auch Menschen ermordet, gemeuchelt und erpresst. Ganze Dörfer haben sie abgebrannt und die Bewohner zurück in die Flammen getrieben!" "Bei uns Zuhause ist es ganz anders. Wovon sollen denn die Familien der Räuber leben? Und wann sollen sie über ihre Tat nachdenken? Bei uns zu Hause werden die Verbrecher in ein Gefängnis gesteckt, wo sie ordentlich Zeit haben, die Tat zu bereuen." "Und was passiert danach mit ihnen? Werden sie den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen?", fragte er, neugierig geworden. "Aber nein! Sie dürfen dann zu ihren Familien zurück. So ist es bei uns. Vielen Dank für die Rettung, und auch sonst. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder!" Wieder zu Hause wandte sich Charlie an mich: "Wie findest du die Strafen im Mittelalter? Ich finde sie ja viel zu brutal. Man kann doch nicht Gleiches mit Gleichem vergelten!"
Eva Schubert
Gerecht
Was ist gerecht?
Wer hat das Recht zu entscheiden,
Was gerecht ist?
Welcher Mensch kann immer gerecht sein,
wo er doch in den Augen seiner Feinde ungerecht ist?
Welche Gerechtigkeit braucht gerechte Strafen?
Handelt jeder Mensch nach seiner eigenen Gerechtigkeit?
Dann wäre jede Gerechtigkeit ungerecht.
Aber für wen?